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De-Googleing

Ich glaube, seitdem Trump US-Präsident ist, und einhergehend alle Big-Tech-Bros gerade einen ziemlich unmöglichen Kurs fahren, ist eine Lösung von US-Amerikanischen Diensten bei mir ein Anliegen. Für mich ist das aber auch kein reflexartiger Aktionismus, sondern war wohl eher das Zünglein an der Waage. Ich glaube, bei vielen Aspekten war ich schon vorher irgendwie genervt und unzufrieden. Gerade bei Social Media wuchs über die letzten Jahre immer wieder der Frust um die Inhalte und Algorithmen. Facebook nutzte ich immer weniger und auch bei Instagram habe ich dann den radikalen Schlussstrich gezogen, als mir aufgefallen ist, wie viel Zeit man dort für sehr wenig Mehrwert verbrennt. Bei Twitter war es immer wieder eine Hassliebe. Auf der einen Seite war es irgendwie Ersatz für den Feedreader und für Nachrichten. Auf der anderen Seite haben mich all die lauten Rechten dort immer mehr aufgeregt. Mittlerweile bin ich zum größten Teil von Twitter und Meta entkoppelt, bleibt leider nur noch WhatsApp.

Schwieriger wird sicherlich eine Lösung von Google. Dieser Anbieter hat mir über die Jahre immer gute Dienste geboten, sich gleichzeitig aber auch als unzuverlässiger Partner herausgestellt. Dazu kann man eigentlich nur auf den Google Friedhof und die Auflistung aller eingestellten Services verweisen. Der für mich schmerzvollste Dienst war vielleicht damals der Google Reader, wo ich über zehn Jahre später nun mit FreshRSS einen eigenen Ersatz herstellte. Doch was ist mit anderen Google Diensten, die man so täglich nutzt?

Seit einigen Wochen nutze ich wieder Firefox als Ersatz für Google Chrome auf Desktop und Smartphone. Am Anfang war die Umstellung etwas umgewohnt, aber mittlerweile merke ich keinen Unterschied mehr.

Google Suche? Kann man durchaus durch Alternativen ersetzen. DuckDuckGo ist hier vielleicht noch meine erste Wahl. Den ersten Schritt habe ich erstmal am Desktop gemacht, wo dies nun meine Standard-Suchmaschine für die Firefox Suchleiste ist.

Google Maps? Ich glaube, hier hält mir größtenteils meine Bequemlichkeit.

Google Home? Wurde von mir selber schon durch Home Assistant ersetzt. Vielleicht muss ich die Ehefrau auch aktiver davon überzeugen, mit ihr gemeinsam ein Dashboard erstellen, was für sie passend und sinnvoll ist. Google Nest als Sprachsteuerung wird da vielleicht noch eine kleine Herausforderung. Allerdings reizt mich ja schon lange die Idee, die Sprachmodule von Home Assistant selber mal zu probieren.

Ich glaube, das schwierigste wird wohl Google Mail. Daran hängt mittlerweile, nach all den Jahren, meine gesamte digitale Identität. Ich glaube, ich habe selber gar keine Vorstellung bei wie vielen Diensten ich meine Gmail-Adresse verwende(t habe). Eine Umstellung auf eine Alternative kann garantiert nicht als Big-Bang erfolgen, sondern muss einfach ein laufendes Projekt werden. Natürlich einhergehend mit einer radikalen Bereinigung von Online-Konten, die man eh nicht mehr verwendet. Ich glaube, das ist mental eine der großen Hürden für mich. Die andere ist sicherlich auch die Wahl der Alternative selber. Freilich könnte ich alles einfach auf einen Freemail-Anbieter wie GMX umstellen. Da habe ich auch eine Adresse. Doch man kann sich - zurecht - fragen: Ist das wirklich besser? Aktuell überlege ich ob eines Anbieters wie Mailbox.org. Dort könnte ich sogar meine eigene Domain nutzen. Und wenn ich ehrlich bin, sind drei Euro im Monat für einen solchen Dienst auch richtig günstig. In meinem Hinterkopf empfinde ich es dennoch als befremdlich, für einen Email-Anbieter zu zahlen. Ich weiß, eine absurde Ambivalenz, derer ich mir selber bewusst bin. Ich denke, am Ende wird es auf die Kombination eigene Domain und Mailbox.org hinauslaufen.

Doch spätestens jetzt muss ich ein Unterfangen wie “De-Googleing” oder eine Loslösung von Big Tech auch nüchtern und realistitsch betrachten; irgendwann stößt man an die Grenzen des Machbaren.

Eine Alternative zu Android? Ja, ich könnte zu Apple wechseln. Also von einem Big Tech zum anderen Big Tech. Danke, aber danke nein. Es gibt sicherlich auch Alternative ROMs wie Lineage oder GrapheneOS. Doch die bieten dann wieder andere Nachteile, weil beim Rooten wieder Sicherheitsfeatures wegfallen. Zahlen per NFC? Nicht mehr möglich. Doch mal einen Google-Dienst nutzen? Erstmal die Google Libs manuell nachinstallieren. Denn ganz ohne Google Dienste kommt man vielleicht aus, verliert dadurch aber auch einiges an Komfort…

Ich glaube, das ist auch meine aktuelle Haltung: Nicht binären Aktionismus fahren. Alleine in der Mischkalkulation aus Sicherheit, Datenschutz, Komfort, will ich bewusst Kompromisse eingehen: Wo habe ich einen Mehrwert durch Big Tech und wo habe ich Bauchschmerzen durch Big Tech. Da kann ich vielleicht ein Android benutzen, liefere Google aber durch eine alternative Suchmaschine, Blockieren von Tracking via Pi-hole und einen anderen Mailanbieter eben nicht weitere Daten. Ganz von Google und Meta bekommt man sich eh nicht gelöst.

Das liegt mitunter auch an der breiten Akzeptanz. Ich selber wäre sehr willig, auf WhatsApp zu verzichten. Ich bekomme jedoch nicht meinen Freundes und Bekanntenkreis davon überzeugt. Und am Ende ist das auch wieder ein Kompromiss: Will ich auf den Kontakt zu meinen Freunden verzichten, oder nutze ich doch weiterhin WhatsApp…